Die Geschichte der Sankt Josef Kirche in Rheydt, einem Stadtteil von Mönchengladbach, ist geprägt von einem bemerkenswerten Wandel – von den bescheidenen Anfängen im Jahr 1809 bis zur Entstehung einer beeindruckenden Grabeskirche im 21. Jahrhundert. Die Kirche ist nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein kulturelles und architektonisches Juwel.
Die Ursprünge und das Wachstum der Gemeinde
Im Jahr 1809 zählte das Gebiet von Rheydt, Giesenkirchen und Odenkirchen lediglich 772 Katholiken. Doch im Laufe des 19. Jahrhunderts, vor allem bedingt durch die rasante industrielle Entwicklung der Region, wuchs die Gemeinde rapide. Bereits 1853 hatte sich die Anzahl auf 3300 Gläubige erhöht, was den Bau der neuen Kirche St. Marien zur Folge hatte. Der sonntägliche Kirchbesuch war zu dieser Zeit fester Bestandteil des Familienlebens, was dazu führte, dass in St. Marien mehrere Messen und Andachten abgehalten wurden.
Die steigende Anzahl der Gläubigen machte den Bau einer weiteren Kirche notwendig. Ein glücklicher Umstand begünstigte dies: Kommerzienrat Goertz, ein Ziegeleibesitzer, schenkte der Kirchengemeinde ein Grundstück an der Hohenzollernstraße. Die Bedingung war, dass innerhalb von sieben Jahren eine Kirche errichtet werden sollte. Diese Entscheidung erwies sich nicht nur als kulturell wertvoll, sondern auch als klug, da die umliegenden Grundstücke an Wert gewinnen würden.
Die Planung und der Bau der St. Josef Kirche
Die städtebaulich bemerkenswerte Entscheidung, die Sankt Josef Kirche auf dem Hohenzollernplatz zu errichten, war das Ergebnis zäher Verhandlungen zwischen Kommerzienrat Goertz, der Kirchengemeinde und der Gemeindevertretung. Im Jahr 1900 erfolgte die Schenkung des Grundstücks, und 1902 wurde die Baugenehmigung erteilt. Professor Josef Kleesattel, ein erfahrener Architekt, wurde mit der Planung und dem Bau beauftragt. Die Gemeinde konnte aus vorgefertigten Elementen wählen, um ihren Kirchenbau zu gestalten. Die Kirche wurde nach dem Heiligen Josef, dem Patron der Arbeiter, benannt.
Herausforderungen und Wiederaufbau
Die St. Josef Kirche wurde in kurzer Zeit, zwischen 1903 und 1905, erbaut. Sie bot Platz für 2200 Gläubige und kostete rund 300.000 Mark. Die Sankt Josef Kirche wurde jedoch während der beiden Weltkriege nicht verschont. Glocken mussten abgegeben werden, und bei Bombenangriffen erlitt die Kirche erhebliche Schäden. Nach Kriegsende begann der Wiederaufbau, und 1948 konnte die Gemeinde wieder in die Kirche zurückkehren.
Renovierungen und Erweiterungen
Im Laufe der Jahre wurde die Kirche kontinuierlich erweitert und renoviert. Die Orgel, Fenster und andere Elemente wurden hinzugefügt oder erneuert. Besonders bemerkenswert ist die Gestaltung der Fenster durch die einheimische Glasbildnerin Marianne Hilgers. Diese Fenster prägen das heutige Erscheinungsbild der Grabeskirche maßgeblich.
Der Erhalt als Grabeskirche
Im Jahr 1986 erhielt die St. Josef Kirche den Status eines Denkmalschutzes. Die Erhaltung der Außenhülle und insbesondere des Turms wurde notwendig. Die Idee der Umnutzung führte schließlich zur Eröffnung des Trostraumes St. Josef Grabeskirche im Jahr 2016. Heute ist die Sankt Josef Kirche nicht nur ein spirituelles Zentrum, sondern auch ein historisches und kulturelles Erbe, das die Geschichten der Vergangenheit bewahrt und gleichzeitig den Bedürfnissen der Gegenwart gerecht wird.
In der nähe gibt es noch das ehem. Waldkirch Verlagsgebäude.


Quelle: Trostraum