Die Stadt Mönchengladbach spielte eine wegweisende Rolle in der Tuberkulose-Bekämpfung zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Hardter Wald. Mit der Errichtung einer Lungenheilanstalt im Jahr 1904 und einer umfassenden Hygieneinitiative galt die Stadt vor dem Ersten Weltkrieg als vorbildlich in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung.
Die Bedrohung der Tuberkulose
Die Tuberkulose, umgangssprachlich als “Schwindsucht” bekannt, war im 19. Jahrhundert eine gefürchtete Krankheit. Sie war hoch ansteckend und vor allem unter den sozial Schwächeren und in der Textilindustrie tätigen Menschen verbreitet. Die unzureichende Ernährung und schlechte Wohn- und Arbeitsbedingungen begünstigten die Ausbreitung der Krankheit.
Gesundheitsversorgung für die Wohlhabenden
Wohlhabende Personen hatten die Möglichkeit, sich in luxuriösen Luftkurorten behandeln zu lassen. Für die weniger Begüterten war diese Option nicht verfügbar. Die Diagnose “Schwindsucht” bedeutete oft ein Todesurteil. Die Krankheit führte häufig zu Verarmung, da die Unterstützung der Krankenkasse begrenzt war.
Gesundheitsinitiativen und Vereine
Verschiedene Wohltätigkeitsvereine und die Kommune begannen, die Hygiene in betroffenen Haushalten zu verbessern. Diese Maßnahmen dienten auch zur Disziplinierung der sozialen Unterschicht. Die Isolierung der Kranken, Anleitung zur Reinlichkeit und Desinfektion der Wäsche waren Teil dieser Bemühungen. In Mönchengladbach engagierte sich der “Wohnungsverein” für die Verbesserung der Wohnverhältnisse von Lungenkranken. Ein “Verein für Kranke und Genesende” organisierte einen fahrbaren Mittagstisch.
Die Entstehung der Lungenheilanstalt
Ab dem Jahr 1900 konnten auch krankenversicherte Arbeiter Heilstättenbehandlungen in Anspruch nehmen. In Mönchengladbach setzte sich der Sanitätsrat Dr. Blum für die Errichtung einer Lungenheilstätte ein. Louise Gueury, eine wohlhabende Erbin, vermachte nach ihrem Tod den Großteil ihres Erbes für den Bau der Lungenheilanstalt im Hardter Wald. Die Einrichtung wurde 1904 eingeweiht und bot 115 Betten für tuberkulosebetroffene Frauen.
Die Ausdehnung der Gesundheitsversorgung
Weitere Behandlungsmöglichkeiten für Tuberkulose-Kranke entstanden in der St.-Franziskus-Heilstätte und für betroffene Jungen in der Provinzial-Fürsorgeerziehungsanstalt. Der Hardter Wald wurde zu einem Zentrum verschiedener Gesundheitseinrichtungen ausgebaut, was Mönchengladbach zu einem Vorreiter in der Gesundheitsversorgung für sozial Benachteiligte machte.
Herausforderungen im Ersten Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg brachte Rückschläge in der Tuberkulose-Bekämpfung mit sich. Die Heilstätte und das Genesungsheim im Hardter Wald wurden zu Militärlazaretten umfunktioniert, und die Tuberkulose-Zahlen stiegen erneut aufgrund der mangelhaften Lebensverhältnisse während des Krieges. Nach Kriegsende konnte die Behandlungspraxis in der Heilstätte wieder aufgenommen werden.








Quellen: LBA | Rheinische Post